Wo heute Carolinensiel liegt, befand sich noch vor wenigen Jahrhunderten ein Ausläufer der Nordsee. Die Harlebucht erstreckte sich zwischen Neuharlingersiel und Minsen bis kurz vor Funnix und Berdum. Um 1500 begann eine zielstrebige Landgewinnung durch Eindeichung. Schritt für Schritt wurden dem Meer neue Landflächen abgerungen.
Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht liegen heute die Sielorte, die bei ihrer Gründung noch an der Küste lagen. Im Fortgang der Landgewinnung lagen ehemalige Küstenorte plötzlich im Binnenland, neue Sielorte wurden gegründet. So entstand die "Kette" Altfunnixsiel - Neufunnixsiel - Carolinensiel - Friedrichsschleuse - Harlesiel. Von der ehemaligen Bucht ist heute nichts mehr zu sehen, aus Meeresboden ist fruchtbares Marschland geworden.
Im Ortsbild von Carolinensiel sind die Etappen von Deichbau und Landgewinnung noch gut zu erkennen: Dem alten Deich von 1729, der in der Ortslage durchgängig bebaut ist (Mühlenstraße, Bahnhofstraße), folgte 1765 der heutige Schlafdeich (Höhe Friedrichsschleuse) und 1956 die letzte Deichlinie in Harlesiel.
Siele nennt man die Bauwerke im Deich, durch die das Binnenwasser aus dem Hinterland ins Meer geleitet wird. Hier legte man Siedlungen und Häfen an.
Als Marschen bezeichnet man das tiefliegende Land an der Küste, das durch Meeresablagerungen entstanden ist. Da die Marschen an der Nordsee von Sturmfluten bedroht sind, ist hier ein aufwändiger Küstenschutz durch Deiche notwendig.
Schlafdeiche befanden sich bei ihrer Errichtung direkt an der Küste. Durch spätere Deichbauten verlagerte sich die Küstenlinie, so dass die Schlafdeiche heute im Hinterland liegen. Sie bilden die zweite Linie des Küstenschutzes und werden deshalb weiterhin funktionsfähig gehalten.
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Landgewinnung durch Eindeichung der Harlebucht
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