Gewinnung und Sicherung von Ackerland waren die vorrangigen Ziele von Küstenschutz, Deichbau und Entwässerung an der ostfriesischen Nordseeküste. Ursprünglich dienten die Sielhäfen dem Export der Agrarprodukte des Marschlandes. So liegt auch der Gründung und Entwicklung von Carolinensiel letztlich die Landwirtschaft zugrunde.
Die dem Meer abgerungenen Böden sind zwar besonders fruchtbar, doch waren sie in den ersten Jahren noch zu salzhaltig für den Anbau von Getreide. Man nutzte sie daher zunächst als Wiesen und Weideflächen. Dieser Nutzung verdankt auch der Hof "Fürstinnen-Grashaus" der Caroline von Ostfriesland an der B 461 in Richtung Wittmund seinen Namen. Später baute man in der Hauptsache Weizen, Raps, Erbsen, Zuckerrüben und Kartoffeln an. In Carolinensiel waren mehrere Getreidehändler ansässig, so z. B. seit 1842 die Firma Brabber in der Alten Pastorei und die Firma Mammen, die 1897 das Groot Hus am alten Hafen übernahm.
Mit dem Niedergang der Segelschifffahrt Ende des 19. Jahrhunderts büßte Carolinensiel seine Bedeutung als Umschlagplatz für Getreide weitgehend ein. Gleichzeitig ging auch der Ackerbau im Umland zugunsten der Weide- und Milchwirtschaft zurück. Zu den Rindern kommen die Schafherden hinzu, die besonders auf den Deichen zu finden sind, wo sie die Grasnarbe kurz und trittfest halten. In Carolinensiel gibt es seit kurzem sogar ein Milchgestüt (Friedrichsschleuse 1).
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts waren auf den Höfen noch jeweils um die fünf Fremdarbeitskräfte tätig. Heute handelt es sich praktisch um reine Familienbetriebe. Im Jahr 1999 waren in Carolinensiel, Friedrichsschleuse und Harlesiel insgesamt 27 landwirtschaftliche Betriebe ansässig, davon 21 im Haupterwerb. Die durchschnittliche Nutzfläche betrug 98 ha, wobei der Ackerbau überwog. Als zusätzliche Erwerbsquelle bieten immer mehr Landwirte den Direktverkauf ihrer Produkte oder Ferien auf dem Bauernhof an. |

Erbsenmähdrescher (Foto: Lüers-Verlag Jever)

Molkerei Plähn in der Bahnhofstraße mit Milchfahrern um 1935

Carolinensiel und Friedrichsschleuse inmitten landwirtschaftlicher Flächen; Luftaufnahme von 1942
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